Interview mit Nevio Wendt über seinen Weg als Schauspieler und das Ziel, glücklich zu sein.

Interview Florian Saeling
Fotos Max Saeling

Von Fragezeichen zu Fragezeichen

Während wir im Regio irgendwo zwischen Hamburg und Buchholz in der Nordheide sitzen, kommt Nevio gerade von der Schule nach Hause und zeigt seiner Mutter noch Bilder von uns, damit sie uns am Bahnhof erkennt. Sicher ist Sicher. Aber wir finden uns schnell und wenig später begrüßt uns Nevio schon an der Haustür. Dass es eine gute Idee war, die ersten 10 bis 20 nach Vorschlägen für die nächsten zu fragen, war uns schon klar. Aber wir konnten nicht ahnen, was für ein Gespräch uns dank Julius Weckaufs Nominierung seines Film-Kollegen aus Die Drei ??? erwartet.

Stell dir vor, wir wüssten noch nicht, wer du bist. Wir wären uns vorhin zufällig in Hamburg begegnet und ich frage „Hey, wer bist du und was machst du am liebsten mit deiner Zeit?“ Was würdest du über dich erzählen?
Ich würde sagen: Hi, ich bin Nevio, komme aus der Nähe von Hamburg und in meiner Freizeit mache ich sehr gerne Sport. Ich liebe es, mich mit meinen Freunden zu treffen und ganz nebenbei mache ich auch noch Schauspielerei – ein bisschen. (lacht)

Ein bisschen? Das ist interessant! Dann würde ich vielleicht fragen: Wie wird man Schauspieler?
Schauspieler kann jeder werden. Also man braucht nicht zwingend eine Ausbildung und muss nicht zwingend besonders gut in der Schule sein. Was ich aber für mich herausgefunden habe: Das Allerwichtigste dabei ist, dass man Spaß daran hat, dass man Lust darauf hat. Weil, wenn du nicht voll dahinterstehst, dich nicht richtig reinhängst und das durchziehst, dann könnte es schwierig werden. Und dann Imme die Augen und Ohren offenhalten, sich damit beschäftigen und zu Workshops gehen. Man kann sich so einfach weiterbilden und das kann jeder machen. So kommt man dann da rein.

»Wenn du nicht voll dahinterstehst, dich nicht richtig reinhängst und das durchziehst, dann könnte es schwierig werden.«

Aber viele wissen ja noch gar nicht so genau, was sie wirklich wollen. Denkst du auch viel darüber nach, ob der Weg, den du gerade gehst, der richtige ist?
Ich denke schon darüber nach, wobei ich aber sagen muss, dass ich wenig daran zweifle, ob das der richtige Weg ist. Das heißt jetzt nicht, dass ich verbissen darauf bin, unbedingt auch beruflich Schauspieler zu werden und zu dem und dem Zeitpunkt schon so und so viel gemacht zu haben – gar nicht. Ich habe einfach Lust darauf und dadurch hinterfrage ich sehr wenig, ob das das Richtige ist. Natürlich macht man sich manchmal Gedanken und vor allem mache ich mir auch Gedanken über einen Plan B, also wenn es nicht das sein soll, was mir sonst noch Spaß macht. Aber grundsätzlich ist das meine Leidenschaft. Das ist das, was mich glücklich macht und das möchte ich auch weitermachen.

Und mal noch nicht an deine berufliche Zukunft gedacht, sondern nur an dein jetziges Leben: Woran merkst du, dass du auf dem richtigen Weg bist?
Einfach, weil es mich erfüllt. Mir macht es Spaß, mich darin weiterzuentwickeln und Neues dazu zu lernen. An erster Stelle macht es mir einfach Spaß zu drehen. Mir macht es Spaß, so viele neue Menschen kennenlernen zu dürfen, die ich sonst niemals kennengelernt hätte. Dieses ganze Drumherum mit allem, was dazugehört und dann auch die Resultate zu sehen, also dass mein Gesicht auf Plakaten hängt und ich mich selbst im Kino sehen darf, das macht mich natür­lich stolz und deswegen fühlt sich das gerade richtig und gut an.

Deine Eltern sicher auch. Was denkst du, hat sie so richtig stolz gemacht?
Naja, also ich hoffe, beziehungsweise bin ich mir ganz sicher, dass meine Eltern auch stolz auf mich wären, wenn ich das alles nicht machen würde. Meine Eltern legen vor allem Wert auf mich als Person, dass ich fair mit anderen umgehe, dass ich den Ball flach halte, am Boden bleibe und dass ich einfach ein netter junger Typ bin, so wie es sein sollte. Sie sind natür­lich auch sehr stolz auf mich, wenn sie mich als Schauspieler sehen. Aber das wären sie ganz sicher auch, wenn das alles nicht so wäre.
 
Sind das auch alles Dinge, die deine Freunde an dir mögen?
Das hoffe ich (lacht). Also meine Lebens­freude, die ich ausstrahle, dass ich lustig und aufgeschlossen bin – das sind so Sachen, die glaub ich vor allem meine Freunde ganz gut finden.
 
Wie ist das in der Schule? Bist du dort für viele „der Schauspieler“ oder kannst du ganz so sein, wie du bist?
Also in gewissem Maße bin ich immer so, wie ich bin. Weil ich bin immer Nevio. Aber in der Schule ist es natürlich so, dass viele darüber Bescheid wissen, was ich mache und mich über das Schauspiel kennen. Mich stört das grundsätzlich auch überhaupt nicht, weil ich voll dahin­ter stehe. Und ich weiß ja, dass die Leute, bei denen es mir wirklich wichtig ist, mich nicht nur darüber identifizieren, sondern meine Persönlichkeit kennen. In meinem Freundeskreis ist das auch wenig Thema. Natürlich wissen sie das alles und unter­stützen mich, was mich sehr freut. Mir ist aber wichtig, dass das Schauspiel nicht die ganze Zeit Thema ist und auch klar ist, ich bin nicht irgendwie besonders, nur weil ich mache, was ich mache.

Du brauchst dafür keine Anerkennung von außen.
Ja genau. Natürlich gehört das zu mir und ich bin da auch stolz drauf, aber das ist nicht alles, was mich als Person ausmacht. Es freut mich auch, wenn Leute zu mir kommen und sagen, sie finden das cool, was ich mache. Es gibt auch mal welche, die einen blöden Kommentar liefern, die vielleicht neidisch sind oder denen das einfach nicht gefällt. Das ist auch okay, aber die kennen mich gar nicht als Person und deshalb ist mir das relativ egal.

War dir das schon immer egal?
Also egal ist so eine Sache. Man muss sich schon erst ein bisschen an die Aufmerk­samkeit aus dem Umfeld gewöhnen. Mir war es relativ früh klar, dass es solche Leute gibt, die das schlechtreden und das trägt man am Anfang dann erstmal mit sich herum. Aber so oft passiert mir das auch nicht. Von daher fällt es mir auch relativ leicht, darüber zu stehen.

Was würdest du einer Person raten, der das nicht leichtfällt? Vielleicht einer, die gerade beginnt, einen Traum zu verfolgen und jetzt auch mit solchen Kommentaren klarkommen muss?

Mich trifft das wirklich immer zu hören, wenn Leute so mit etwas umgehen, was andere glücklich macht. Man sollte sich dann fragen: „Warum mache ich das?“ Weil am Ende des Tages bist du derjenige, der glücklich damit sein muss und nicht die anderen. Und wenn du etwas nur machst, weil andere das gut finden, bringt dir das gar nichts.

Themen:

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Das Interview ist Teil der Mentling Ausgabe #2: Zum Glück!
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